Das Prinzip Starterkit oder bei den Dingen beginnen

Das Prinzip „Starterkit“ meint eine Kombination aus Arbeitsimpuls, Dingen mit Aufforderungscharakter (Material – Sinnkombinationen) mit einer spezifischen Dramaturgie. Darüber hinaus gab es keine weiteren Vorgaben oder Einschränken. Die fotografische Dokumentation spielt eine entscheidende Rolle. Sie wird in der Konzeption als Teil und Thema der künstlerischen Arbeitsprozesse angelegt.

Bausteine zur Erfindung von Starterkits

Grundannahme des Prinzips „Starter Kit“ ist:  Dinge sind Material-Sinn-Kombinationen. Sie wurden in einem bestimmten Kontext für einen Zweck bzw. mit einer Intention hergestellt. Sie sind mit Bedeutung versehen und aus einem Material hervorgegangen. Wie diese Doppelstruktur auf der Ebene von Konzeption und Unterrichtspraxis wirksam werden kann, zeigen im Folgenden drei Beispiele. 

Was ist an spezifischem Sinn in den Dingen enthalten? Wie arbeite ich damit? 

Der Lehrperson und den Schüler*innen stellt sich die gleiche Frage (siehe dazu die Impulse unten). Sie betrifft auf der einen Seite die Konzeption von Unterricht und auf der anderen Seite die praktische Arbeit der Schüler*innen im Unterricht. 


Beispiel 1: 

Starterkit:

  • 1 kleiner Berg Buchstabensuppe pro Person
  • Papiere als Unterlage pro Person (im Kunstunterricht ggf. ein Heft)
  • Foto-/ Handykamera pro Person oder Gruppe
  • geschlossene Augen zum Start – das Einverständnis aller vorausgesetzt
  • 1 Frage: „Was ist in der Buchstabensuppe versteckt?
  • 1 Verabredung: Immer mal ein Zwischenfoto machen

Akustische Erweiterung / Variante mit mehr Spannung : Das Einverständnis aller vorausgesetzt – Alle mitmachenden Kinder, Jugendlichen, Erwachsenen, Schüler*innen schließen die Augen. Die Buchstabensuppe wird von  einer Person – im Kontext Schule könnte es die Lehrperson sein- auf ein Papier bzw. in das Kunstheft geschüttet. So haben alle einen kleinen Berg aus Buchstabennudeln direkt vor sich. 
Augen öffnen und Los!

Was ist in der Buchstabensuppe versteckt?
(PS: immer mal wieder ein Foto machen.)

Lehrperson und Schüler*innen vereinbaren die Länge der Arbeitsphase und die fotografische Dokumentation der Suche durch die einzelnen Schüler*innen.


Beispiel 2:

Starterkit:

  • 1 Spülschwamm pro Person
  • 1 Schere ( Bastelschere, ggf. Nagelschere) pro Person
  • 1 Set Wasserfarben und Pinsel pro Person
  • 1 Satzfragment: „Ein Stück Landschaft (?!)“

Jede*r Schüler*in erhält einen handelsüblichen Spülschwamm und ein A4-Blatt. Dieses A4-Blatt ist als spätere Präsentationsfläche für das Stück Landschaft gedacht und trägt bereits den Impuls und Titel:

„Ein Stück Landschaft (?!)“

Die Kombination von Fragezeichen und Ausrufezeichen spielt auf die Ausgangsform an. Der Spülschwamm könnte über seine dunkle Beschichtung an einer Seite bereits den Horizont einer Landschaft oder eine Bodenfläche suggerieren. Gleichzeitig ist der Spülschwamm auch beim fertigen Stück ‚Landschaft’ zu erkennen.


Beispiel 3:

Starterkit:

  • 1 Handy- oder Fotokamera pro Person
  • 1 Ort oder mehrere
  • Offener, neugieriger Blick in den Raum, für den Ort und die Dinge, die sich in den Weg stellen und die eigene Aufmerksamkeit.
  • 1 Frage: „was kann alles Muster sein?“

Dieses Starterkit folgt dem Modus der „Safari“. „Safari“ bedeutet Reise. Es braucht ein Fotohandy oder eine Kamera und einen offenen, suchenden Blick:

„Was kann alles Muster sein?“ Der Begriff „Muster“ ist mehrdeutig.

„Muster“ von spätmittelhochdeutsch muster, mustre < älter italienisch mostra = Ausstellung(sstück), zu: mostrare = zeigen, weisen < lateinisch monstrare

bedeutet:
1) Vorlage, Zeichnung, nach der etwas hergestellt, gemacht wird.
2) etwas in seiner Art Vollkommenes, nachahmenswertes, beispielhaftes Vorbild in Bezug auf etwas Bestimmtes
3) aus der Kombination von einzelnen Motiven bestehende [regelmäßige], sich wiederholende, flächige Verzierung, Zeichnung auf Papier, Stoff o. Ä.
4) kleines Stück, kleine Menge einer Ware, an der man die Beschaffenheit des Ganzen erkennen kann.

Duden online zu „Muster“⇒

Start der „Muster-Safari“

Halten wir zunächst einmal Ausschau nach Punkten, Linien oder Streifen. Sie sind überall. Offensichtlicher oder auch im Verborgenen. Sie sind in der Zwei- und Dreidimensionalität zu finden. Muster können auf den Dingen sitzen und mit den Dingen verschmelzen. Die Blätter einer Zimmerpalme zum Beispiele können als Streifen betrachtet werden ebenso wie ihre Mustergeschwister auf der Weihnachtskugel.

Auch der Ort spielt eine Rolle. Ist dieser Ort vertraut oder unbekannt. Beide Möglichkeiten sind gleichermaßen interessant. Welche Wege werden genommen welche Ecken und Stellen aufgesucht Wo gibt es überall Muster? in der eigenen Wohnung, in einem Kunstraum, was fällt beim Gang durch die Innenstadt oder einen Supermarkt in den Blick.

Der Weg führt von Foto zu Foto – häufig verändert sich dabei auch die eigene Aufmerksamkeit.